Kunst am Bau Wettbewerb – Humboldt Forum im Berliner Schloss 2020 / HUF 5 und HUF 6
WELT AN EINEM ORT
Im Geiste der Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt entsteht im Herzen Berlins eines der größten und modernsten Kulturhäuser dessen Auftrag die zukunftsweisende Vermittlung von Wissen und Forschung darstellt. Als Ort des kulturellen Dialogs ist das Humboldt Forum ein Kompetenzzentrum für das historische und zukunftsorientierte Verständnis von „Welt“. Das Dach des Humboldtforums gehört mit dem Restaurant und seiner auf der südwestlich gelegenen Aussichtsterrasse zu den zugänglichen Außenbereichen mit einer hohen Attraktivität.
Die Maschinenhauswand und die davorliegende extensiven Grünfläche stellt sich als ‚Bühnensituation‘ dar und ist im Humboldt’schen Sinne ganzheitlich zu betrachten.
Daher schlage ich ein Gesamtkonzept für die beiden Standorte vor. Die zweite für ein Kunstwerk angebotene Standfläche ordne ich in Anbetracht der zu erwartenden Besucher dem begehbaren Bereich der Aussichtsterrasse zu.
ÄQUATORIALE TRIANGULATION
Die vorgeschlagene Installation „Äquatoriale Triangulation“ präsentiert auf verschiedenen großflächigen und reliefartig gestaffelten Bildflächen eine von mir ausgeführte vielschichtige Malerei mit Acrylfarben.
Durch die Verknüpfung dieser verschiedenartigen gemalten Displays entsteht auf der Wand eine Totalität, die auf die vielseitigen Forschungsgebiete der beiden Brüder Humboldt verweist. Im Detail sind unter anderem künstlerische Landschaftsquerschnitte, biologische Darstellungen, Triangulationsflächen, Legenden, Netzstrukturen, assoziative Kartographien und Schriftfragmente zu erkennen.
„Durch seinen polyperspektiven Blick auf die Vielfalt der Dinge mittels einzelner Disziplinen wie Botanik, Geognosie, astronomische Ortsbestimmungen, Erdmagnetismus, Flora, Fauna, usw. entstand mit seinen gesammelten Schriften ein Netzwerk des Wissens, das ‚die Natur als ein durch innere Kräfte bewegtes und belebtes Ganzes aufzufassen‘ im Stande war.“
Bei hereinbrechender Dämmerung schaltet sich ein unauffälliges warmtoniges Ambiente Licht in den Bereichen der Bildausschnitte zu, um den reliefartigen und räumlichen Charakter der Installation hervorzuheben. Lichtwannen, die in einer Linie im extensiven Grün platziert werden, geben der Wand während der Abend- und Nachtstunden ein flächiges neutrales Licht.
HUMBOLDT – WOLKEN
Neben den optischen Eigenschaften und ihrer Schönheit sind Wolken, die seit jeher die Fantasie der Menschen anregen, bei zahlreichen Fragen der Wissenschaft von großer Bedeutung.
„Wälder (Pflanzen) bringen nicht nur Wasser hervor, geben eine große neu erzeugte Wassermasse durch ihre Ausdünstung in die Luft, sie schlagen nicht nur, da sie Kälte erregen […], Wasser aus der Luft nieder und vermehren den Nebel, sondern sie werden vornehmlich wohltätig dadurch, dass sie schattengebend die Verdunstung der durch periodische Regenschauer gefallenen Wassermasse verhindern.“
Dieses Zitat von Alexander von Humboldt und die daraus resultierende Erkenntnis der Abhängigkeit von Pflanzen und notwendiger Feuchtigkeit zum Erhalt der für den Menschen lebenswichtigen Naturräume, erklärt ihn zu einer Leitfigur der Weltbetrachtung, wie auch zu einem grundlegenden Theoretiker der Klimatologie.
War vor 250 Jahren das orthogonale Ordnungssystem in der Wissenschaft vorherrschend, ist heute im 21. Jahrhundert die Wissensspeicherung und Wissensverteilung durch die Cloud allgegenwärtig geworden.
Die beiden flächig konstruierten Stahlelemente stehen kreuzförmig zueinander und erscheinen dem Betrachter wie zwei auf dem Dach des Berliner Schlosses gelandete Wolken. Sie symbolisieren innerhalb ihrer miteinander verschränkten kristallinen Struktur den permanenten Daten- und Gedankenaustausch zwischen den Menschen und Ihre Vernetzung in einer globalisierten Welt.
Die geschwungene Linie der Außenform wird im Inneren durch mehrfache Verstrebungen gegliedert, wodurch trapezförmige oder dreieckige Binnenfelder entstehen. Tagsüber sieht der Betrachter die kristalline Grundkonstruktion, deren Formen zum größten Teil offengehalten sind. Durch die leichte und offene Struktur wird das Panorama der Umgebung und die gestaltete Maschinenhauswand integrativer Bestandteil der Skulptur. Diese inszenatorische Lösung einer Einbeziehung des Umraums gibt dem Ort eine besondere Qualität, die während der Nachtstunden durch Licht ergänzt wird. Insgesamt 11 Flächen werden optisch durch Lichtpaneele geschlossen.
Innerhalb dieser Paneele setzt sich die netzartige Struktur fort und wird durch eine innenliegende sich permanent verändernde LED-Lichtprogrammierung während der Dämmerung- und Nachtzeit neu strukturiert. Es erscheint der Eindruck einer fließenden und pulsierenden Bewegung, die sich von Paneel zu Paneel fortsetzt und diese miteinander verbindet. Die Idee eines Informationsflusses wird sichtbar. Die skulpturale Lichtinstallation ‚Humboldt-Wolken‘ auf der extensiven Grünfläche steht im inhaltlichen und formalen Dialog mit der installativen Malerei an der Wand des Maschinenhauses. „Alles ist Wechselwirkung“ (Alexander von Humboldt)